Diese Verzierungen der Fassade sind typisch für die Zeit, in der das Haus gebaut wurde. Ich habe die gesamte Fassade vor dem Abschlagen des alten Putzes vermessen, dokumentiert und die Anordnung und Einteilung der Putzflächen in einen Plan eingezeichnet.
Der feinkörnige Kalkmörtel wird in zwei Schichten aufgetragen und anschließend noch frisch mit dem Schwammbrett verrieben und mit der Glättkelle abgezogen. So ergibt sich eine sehr glatte und edel aussehende Oberfläche, die deutlich schöner ist als die heute üblichen gefilzten Faschen, bei denen das Korn zu sehen ist.
Die glatten Streifen um die Fenster und Türen, an den Gebäudekanten und Gesimsen werden mit etwas Übermaß aufgetragen. Anschließend werden die exakten Maße aus dem Plan mit der Schlagschnur markiert und die Flächen, die später glatt bleiben sollen, mit Klebeband und Folie abgedeckt.
Es ist es gerade noch warm genug, dass das Klebeband hält.
Heute, Samstag 20.11.2010, bei knapp über 0°C, wurde mit dem Kellenwurf auf der Südseite des Hauses begonnen. Um die grobe Struktur des originalen Putzes zu erreichen, muss ein spezieller Mörtel mit einer Korngröße von 8mm in ziemlich dünnflüssiger Konsistenz mit der Kelle und mit Schwung auf den Untergrund geworfen werden. Das setzt Können und Erfahrung voraus und kann nicht mit der Maschine gemacht werden.
Um die richtige Menge Wasser für die Mischung zu ermitteln, wird zuerst eine Probefläche angelegt.
Das Ergebnis wurde diskutiert und schließlich im dritten Anlauf für gut befunden. Schließlich muss alles genau passen. Der geworfene Putz wird ja nicht verrieben, Korrekturen sind also kaum möglich.
Ich bin wieder einmal begeistert, mit welcher Akribie die Handwerker bei der Arbeit sind. Man kann es spüren, dass es allen Handwerkern (nicht nur den Putzern, wie in diesem Fall) bewusst ist, dass sie auf einer besonderen Baustelle arbeiten. Ich muss sie noch nicht einmal anspornen, manchmal sogar etwas einbremsen, damit die Kosten im Rahmen bleiben. Hier zahlt sich die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Firmen aus.
Nachdem das Mischungsverhältnis zwischen Trockenmaterial und Wasser ermittelt wurde, wird der der als Sackware angelieferte Mörtel in der Maschine gemischt und eimerweise auf des Gerüst gebracht und per Hand mit der Kelle auf die Fassade geworfen.
Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen, und die Fassade könnte bis Weihnachten fertig sein.